Sich in Malcesine zu Hause fühlen

Hella kommt aus einer Journalistenfamilie, die für eine unabhängige, holländische Zeitung schrieb.

Ihr Vater kam aus Surinam, einem südamerikanischem Land und holländische Kolonie, die damals unter einer Diktatur stand. Im Jahre 1982 ermordete die Diktatur 12 Menschen der Bildungsschicht woraufhin die Hälfte der Bevölkerung von Surinam in die Niederlande floh. Der Weekkrant veröffentlichte Texte gegen die Regierung von Surinam. Die Diktatur, angegriffen von den negativen Artikeln, organisierte einen Anschlag auf die Zeitung und dabei wurden vier Musiker, die in der Redaktion anwesend waren, getötet.

Für mich war das alles ein zerplatzter Traum. Ich glaubte so sehr an einen freien und unabhängigen Journalismus. Nach diesen dramatischen Ereignissen kam ich im Jahre 1985 für die Sommersaison zurück nach Malcesine. Ich brauchte Abstand, um zu entscheiden, was ich machen wollte und so machte ich hier Halt.

Warum Malcesine?
Mein Vater arbeitete hier als Touristenführer. Er kam im Jahre 1956 zum ersten Mal nach Malcesine.
Die Via Panoramica existierte noch nicht und man konnte die höher gelegenen Hotels auf dem Rücken eines Esels über die steile Via Creve erreichen.
Während des Sommers im Jahre 1956 kam mein Vater mit einer seiner Gruppen. Hanny nahm an dieser Reise teil und verliebte sich in Giannino Saglia, den Grundschullehrer. Sie heirateten im darauffolgenden Jahr. Ich wurde 1960 geboren und bin immer im Urlaub in Malcesine in Hannys Haus auf Dos del Pis gewesen.
Als ich Student an der Universität war, kam ich immer für die Sommersaison hierher. Ich habe einige unvergessliche Erinnerungen an den Sommer in einer Stadt, die noch nicht voll erschlossen war.

Was hast du damals in Malcesine getan?
Ich arbeitete als Kellnerin und als Assistentin in einem Laden. Die intensivsten Momente meines Lebens erlebte ich in Malcesine: die ersten Küsse, die ersten Partys, Freundschaften, große Spaghetti-Essen mit Freunden, Tagesausflüge in die Berge, Fahrradtouren,... dies alles geschah um ersten Mal in meinem Leben in Malcesine. Ich habe mich hier immer wohl gefühlt.
Die Stadt war voll an Kunsthandwerkern, Straßenkünstlern, und kleinen Läden: Kostbarkeiten, die es wert sind, zu erhalten.Im Jahre 1985 traf ich Gabriele und beschloss, nicht mehr fortzugehen und bei ihm zu bleiben.
Im Jahre 1991 bekamen wir unsere Tochter Alba und 1995 begannen wir eine Pizzeria und Restaurant zu betreiben, die auf dem Piazza Cavour liegt und auch „Cavour“ heißt. Gabriele leitete davor das "Circolo", eine Nachtbar, die am alten Hafen lag.
Unser täglicher Rhythmus war recht flexibel, und er ging am Nachmittag gerne Segeln.
Erzähle uns über dich selbst und Santo Cielo, die Bar, die du in Malcesine betreibst.
Ich betreibe das Santo Cielo seit 2000, als Gabriele und ich uns trennten.
Ich arbeite und lebe in der Innenstadt, am Piazza Turazza, dem schönsten, kleinen Platz in Malcesine.
Ich verbrachte die Abende immer mit meiner Familie auf diesem Platz als ich noch ein kleines Kind war.
Meine Bar ist eine Mischung aus holländischem Bruin Cafè und einer Mediterranen Tapas-Bar. Du kannst hier zu jeder Tageszeit etwas essen und alle möglichen Leute treffen sich hier: Reisende und die Menschen, die in Malcesine leben.

Was magst du am liebsten am Leben in Malcesine?
Ich lebe hier ein stressfreies Leben.

Die Landschaft, die Natur, die Farben und wie sich die verschiedenen Jahreszeiten hier abwechseln, all das macht mich glücklich.
Man braucht nicht viel zum glücklich sein in Malcesine. Auf dem Sofa zu sitzen und ein Buch zu lesen, aus dem Fenster zu schauen, und sehen, an was für einem wundervollen Ort du bist, ist schon genug.
Ich liebe die Menschen, die nach Malcesine kommen um einen Sport auszuüben. Ich liebe wes, wenn ich junge Leute sehe, welche die Stadt genießen und erleben, wie ich es selbst in ihrem Alter getan habe.
Sportliche Leute geben ein gutes Beispiel dafür, wie man diesen Ort voll auskosten kann.
Die Innenstadt ist eine Fußgängerzone und wir kennen uns alle. Es gibt auch viel Leute von außerhalb, die uns besuchen, manche von ihnen kommen mehrmals im Jahr hierher.
Die Menschen kommen nach Malcesine und fühlen sich hier zu Hause.Wenn ich in Amsterdam bin, dann vermisse ich Malcesine und will gleich wieder zurück.
Jedes Mal, wenn ich hier lande, beginne ich in dem Moment, in dem ich den See von oben sehe, wieder zu atmen.